Ursula Hahnenberg

Lea Korte: Liebe Uschi, du hast jetzt gerade deinen ersten Roman – „Teufelstritt“ bei Goldmann –   veröffentlicht, und ich denke, das darf man verraten, sitzt schon am zweiten – was für ein Gefühl ist das?

Uschi: Großartig und ziemlich überwältigend, wenn ich ehrlich bin. Natürlich habe ich mir das vorher gewünscht, aber dass es dann wirklich passiert ist: Genial!

Lea Korte: Wie bist du auf die Idee gekommen, Krimis zu schreiben?

Uschi:Ich lese am liebsten Krimis und Thriller, da lag es nahe, das auch zu schreiben.

Lea Korte: Und warum ist die Protagonistin ausgerechnet Försterin?

Uschi: Einerseits habe ich selbst mal Forstwissenschaften studiert, allerdings nie in diesem Beruf gearbeitet. Ich verfüge also über ein ausbaufähiges Halbwissen, was mir die Recherche erleichtert, aber vielleicht auch davon abhält, zu viel zu fachsimpeln.
Andererseits wollte ich eine Protagonistin, die nicht den Stereotypen entspricht. Eben keine Kommissarin. Als Försterin kann Julia auch mit einer Waffe umgehen, was sich bei einer Krimiheldin durchaus anbietet.

Lea Korte: Ein Krimi erfordert einiges an Recherche. Wie bist du da vorgegangen?

Ursula Hahnenberg interview Cover 1

Uschi: Die Recherche kommt bei mir nach dem Plotten dran, manchmal auch beim Schreiben des ersten Entwurfs. Ich habe einiges an Fachliteratur, zum Beispiel im Bereich Kriminologie, oder suche im Internet. Wenn ich dann eine Version der Szene oder Geschichte habe, versuche ich, das immer noch mit einem Experten abzugleichen. Ich frage also befreundete Polizisten oder eine Staatsanwältin oder rufe bei der nächsten Polizeidienststelle an. Das gleiche gilt auch für andere Themenbereiche, ein persönliches Gespräch mit einem Experten ist durch nichts zu ersetzen, weil man so viel mehr als bloße Fakten erfährt. Und die meisten Fachleute helfen sehr gerne.

Lea Korte: Überarbeiten – das leidige Thema für viele Autoren. Wie oft überarbeitest du deine Texte?

Uschi: So oft es irgendwie zeitlich möglich ist.

Bei mir ist es eher anders herum. Ich habe große Schwierigkeiten mit dem weißen Blatt, oft dauert es ewig, bis da dann was steht. Wenn ich aber mal einen Text geschrieben habe, wie schlecht er am Anfang auch sein mag, dann kann man durch Überarbeiten meist doch etwas Brauchbares draus machen.

Lea Korte: Ein Krimi erfordert einiges an Recherche. Wie bist du da vorgegangen?

Lea Korte: Und wie stark planst du deine Bücher vor? Bist du ein Bauchschreiber oder ein Planer?

Uschi: Planer. Zum einen halte ich die Planung bei einem Krimi oder Thriller für unabdingbar. Es müssen viele Handlungsstränge verwoben, Spuren gelegt und Verdächtigungen gestreut werden und alles muss am Ende logisch zusammenpassen. Für jeden Strang, für jede Figur und jedes Thema mache ich eine Tabelle mit mehreren Punkten. Daraus ergibt sich dann nach und nach ein Szenenplan. Den brauche ich, damit ich die „weißes-Blatt-Phobie“ überhaupt irgendwie überwinden kann. Beim Schreiben und auch beim Überarbeiten kann es sich natürlich ergeben, dass ich davon abweiche, dass Stränge dazukommen oder gestrichen werden.

Lea Korte: Wie würdest du deine Entwicklung als Autorin beschreiben? Fühlst du dich eher (von Anfang an) von der Muse geküsst – oder kannst du sagen: Ich haben einen guten, aber (vielleicht auch) harten Weg des Lernens zurückgelegt. Hast du jemals ein Schreibseminar besucht? Wenn ja, wie hat dir das weitergeholfen?

Uschi: Mein Lieblingszitat ist von Wolf Schneider: „Einer muss sich quälen, entweder der Autor oder der Leser“

Schreiben ist zu einem guten Teil Handwerk und das kann und sollte man lernen. Der Aufbau einer guten Erzählung ist der gleiche seit die ersten Geschichten am Lagerfeuer erzählt wurden. Es gibt Regeln zu Perspektive und Erzählhaltung, um nur zwei Beispiele zu nennen. Guter Stil lässt sich auch lernen. Es lohnt sich, in all das Arbeit und Zeit zu stecken, denn am Ende kann man einen Roman schreiben, der gut und flüssig zu lesen ist. Das ist die Grundvoraussetzung, um den Leser, die Leserin zu unterhalten. Dann kommt oben drauf natürlich die eigene Kreativität.
Ich habe schon mehrere Seminare gemacht, unter anderem den Online-Kurs bei dir, der mir neben der Vermittlung von Wissen auch geholfen hat, bei der Stange zu bleiben und am Ende hatte ich einen Roman fertig.

Aber auch heute noch lerne ich viel und gerne, auch wenn ich mir nun bestimmte Themen rauspicke, zum Beispiel etwas über Drehbuchschreiben, um meine Dialoge noch weiter zu verbessern.

Lea Korte: Wie schnell ist es dir gelungen, deinen ersten Roman bei einem Verlag unterzubringen? Hast du von Anfang an gewusst, dass du es „schaffen“ wirst, oder gab es auch Momente, in denen du an dir gezweifelt hast?

Uschi: Ich habe relativ schnell, nachdem ich das Wort „Ende“ geschrieben hatte, einen Agenturvertrag. Dann hat es aber einige Monate gedauert und es gab auch Absagen von anderen Verlagen, bis der Vertrag mit Goldmann zu Stande kam: Achterbahn der Gefühle.

Lea Korte: An was schreibst du derzeit?

Uschi: 2017 wird es einen zweiten Fall für die Protagonistin aus „Teufelstritt“ geben. Im Moment arbeite ich daran.

Lea Korte: Neben dem Schreiben arbeitest du auch als Lektorin. Wie wichtig ist ein gutes Lektorat? Dir als Autorin – aber auch: für den Autor?

 

Uschi: Ein gutes Lektorat von einer erfahrenen Lektorin ist durch nichts zu ersetzen. Meine Lektorin ist neben mir die Person, die meine Figuren, die Geschichte und die Motivation am allerbesten kennt. Sie spürt Unebenheiten in der Handlung auf, merkt, wenn eine Figur sich nicht ihrem Naturell entsprechend verhält und findet meine Lieblingswörter. Meine Lektorin hilft mir, das Beste aus meiner Geschichte herauszuholen. Das kann sie, weil sie meine Figuren und meinen Text genauso sehr mag wie ich selbst. Als Lektorin ist mein Anspruch für meine Autorinnen genau so eine Lektorin zu sein. Jemand, der mit viel Liebe zum Text die Autorin in die Lage versetzt, noch besser zu sein.