Lu ist ziemlich angenervt – von ihrer Mutter, von den Jungs in ihrer Klasse, von der Schule. Nicht mal beim Boxtraining wird sie ihre Wut los. Der Einzige, mit dem sie klarkommt, ist Rhys, aber der zählt ja nicht wirklich. Als Lu und die eigensinnige Viola aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen. Und ausgerechnet mit der soll Lu nach Mallorca fliegen?!
Eine Freundschaftsgeschichte, die unter die Haut geht!
Lea: Liebe Pia, mit deinem Jugendroman „Ihr mich auch“ hast du das geschafft, wovon so viele Autoren träumen: Er wurde zum „Dein SPIEGEL“-Bestseller. Was für ein Gefühl war das? Und wer hat es dir gesagt?
Pia: Total krass, wirklich. Anscheinend hab ich da was geschrieben, das bei der Zielgruppe richtig gut ankommt. Erfahren hab ich’s letztendlich vom Verlag. Zuerst kam die E-Mail und dann, ein paar Tage später, die Sektflasche (grinst).
Lea: Ist „das Wunder“ Spiegelbestseller von allein passiert, oder hast du dazu beigetragen – durch Werbung oder andere Aktionen?
Pia: Zum Erfolg hab ich null beigetragen, außer das Buch zu schreiben. Dass die Verlegerinnen mit Titel und Cover so ein gutes Händchen gehabt haben, war echtes Glück. Aber natürlich schalten sie auch schon seit Längerem Werbung auf Amazon.
Lea: Wie viel Zeit verbringst du also auf social media?
Pia: Ehrlich gesagt gar keine.
Pia Herzog
Lea: Das Wichtigste zuerst: Wie erreicht man als Erwachsene eigentlich Jugendliche? Wie lernt man das Schreiben von Jugendbüchern?
Pia: Ich schätze, ein Teil von mir ist nie ganz erwachsen geworden. Insofern kann ich mich noch gut daran erinnern, wie ich mich früher gefühlt habe, was mich bewegt hat. Und genau das bringe ich aufs Papier.
Wenn man Jugendliche erreichen will, ist es immer hilfreich, sie mal zu beobachten, ihnen zuzuhören. Egal, ob untereinander oder im Umgang mit Erwachsenen. Wie reden sie? Worüber reden sie? Was ist ihnen wichtig?
Gleichzeitig sollte man sich, wenn man ein Jugendbuch schreibt, in Sprache und Stil nie (!) anbiedern, sondern sich selbst gegenüber authentisch bleiben. Für Jugendliche ist nichts uncooler, als ein Erwachsener, der versucht, wie ein Jugendlicher zu sein. Das eigene Sprachniveau beim Schreiben runterzuschrauben, ist auch meistens unnötig. Jugendliche sind viel cleverer, als wir denken. Außerdem ziehen sie sich generell nur das aus den Büchern raus, womit sie was anfangen können.
Und wie lernt man das Schreiben von Jugendbüchern? Einfach loslegen, würde ich sagen. Auf alle Fälle sollte man das, was man da schreibt, unbedingt selbst gern lesen wollen. Aber das trifft wahrscheinlich für jedes Genre zu.
Lea: Beim Jugendbuch gelten überdies andere „Regeln“ als bei Romanen für Erwachsene. Welche „ungeschriebenen Gesetze“ gibt es da, die man kennen sollte?
Pia: Erste und oberste Regel: Kinder und Jugendliche „lesen sich hoch“. Das bedeutet, dass die Figuren in einem Buch mindestens zwei Jahre älter sein sollten als die Zielgruppe. Grundsätzlich geht es in Jugendbüchern ja ums Erwachsenwerden. Die Figuren im Buch machen sozusagen den Entwicklungsschritt durch, der den LeserInnen als Nächstes bevorsteht.
Ansonsten sollte man sich im Jugendbuch auf ein oder zwei Themen konzentrieren, sonst wird es zu viel. Welche Themen das sind, ist dabei weniger entscheidend, als wie intensiv man in sie eintaucht. Wenn man es entsprechend aufbereitet, kann man Jugendlichen sicherlich fast alles anbieten, was man auch für Erwachsene schreiben würde. Vorausgesetzt, es ist nicht unendlich weit weg von der Lebenswelt der Jugendlichen.
Lea: Das heißt also, dass man – je nach Alter der Zielgruppe – einiges schreiben darf und anderes nicht.
Pia: Genau. Es gibt allerdings keine offizielle Liste oder so was. Was in ein Buch für welches Alter gehört, findet man nur raus, indem man viele andere Bücher liest und sich anguckt, wie sie eingeordnet wurden. Am Schluss muss ganz klar sein, für welches Alter das Buch ist, sonst weiß der Buchhändler nicht, in welches Regal er es stellen soll. Aber auch das gilt ja für jedes Genre.
Lea: Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen LeserInnen?
Pia: Sehr. Ich antworte allen, die mir schreiben. Egal, ob über E-Mail oder Instagram. Die meisten rechnen gar nicht mit einer Antwort und freuen sich riesig. Viele stellen „Ihr mich auch“ in der Schule vor und schicken mir hinterher Bilder von den Plakaten oder der Präsentation. Richtig schön.
Lea: Und wie geht es bei dir weiter? Ich habe da etwas von einem Hörspiel gehört … 😉
Pia: Genial, oder? Völlig aus dem Nichts hat der WDR sich bei mir gemeldet. Die wollten aus „Ihr mich auch“ ein zweiteiliges Hörspiel machen und ich durfte die Adaptation schreiben. Im Januar lief das Casting für die Besetzung der SchauspielerInnen, und im März wurde es eingesprochen. Ich hatte das große Glück, dass ich einen Tag im Kölner Studio bei der Postproduktion dabei sein durfte, d. h. mir angucken durfte, wie der von den Jugendlichen gesprochene Text zusammengeschnitten sowie mit Hintergrundgeräuschen und Musik unterlegt wird. Damit ist für mich ein Traum wahr geworden. Zu sehen, wie das eigene Buch von bekannten Schauspielern und Sprechern interpretiert wird, ist gigantisch. Im Juli ist das fertige Hörspiel ausgestrahlt worden. Jetzt ist es für ein Jahr in der ARD Audiothek („MausHörspiel lang“) und auf allen gängigen Streamingplattformen zu finden. Ich bin echt megastolz!
Lea: Wow, das ist allerdings genial! Ich drücke dir die Daumen, dass es weiter so super für dich läuft und hoffe, wir werden noch viele Romane von dir lesen können!