Kassia L. Hill

{$name}, denkst du, du hast zu wenig Zeit, um einen Roman zu schreiben? Dieses Interview mit der Romanschmiede-Autorin Kassia L. Hill überzeugt dich vielleicht vom Gegenteil. Die anderen großen Themen sind heute Buchmarketing und Selfpublishing. 

Fang an, deinen Traum zu leben!

Am Ende des Interviews wartet wieder eine Überraschung auf dich!

Lea: Liebe Kassia, du hast eine Familie mit vier Kindern, bist berufstätig, dazu das tägliche Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen – wie schaffst du es, da auch noch „nebenbei“ und überdies in kurzer Zeit zwei Liebesromane zu schreiben? 

Kassia: Es beginnt bei mir selbst. Ich muss mein Ziel und mein Warum genau definieren. Und dann breche ich den Berg in kleine Schritte herunter, sodass ich am Ende genau weiß, wie viele Seiten ich am Tag schreiben muss, wie viele Seiten überarbeiten usw. Aber ja, dann kommt das Leben. Und dann schreibe ich auf dem Parkplatz, während ein Kind in der Musikstunde ist und das andere im Training.

Lea: Schreibst du „einfach los“ oder planst du deine Romane?

Kassia: Aus der groben Idee entwickle ich mithilfe des 7-Punkte-Systems von Dan Wells oder auch nach den 15 Beat Sheets von Blake Snyder eine Art Routenplan. Ich lasse mir jedoch immer die Freiheit, vom Plan abzuweichen, wenn die Figuren oder die Geschichte es erfordern. Auf dem Reißbrett sehen die Dinge ja oft ganz anders aus, als sie es dann beim Schreiben sind. Der Routenplan hilft mir, nicht gänzlich vom Weg abzukommen.

Lea: Wie lange brauchst du, um einen Roman zu schreiben?

Kassia: So genau lässt sich das gar nicht sagen, weil ich bereits anfange, die nächste Rohfassung zu schreiben, wenn ein Projekt gerade ins Lektorat geht. Dann habe ich für eine gewisse Zeit zwei Projekte, an denen ich parallel arbeite. Ich schätze, es sind 9-12 Monate mit Überarbeitung und allem drumherum.

Lea: Du schreibst nicht nur, du bringst deine Romane auch selbst heraus. Wie viel Zeit muss man dafür aufwenden? Machst du alles selbst oder suchst du dir dabei auch professionelle Hilfe?

Kassia: Ich weiß nicht, ob es wirklich so viel mehr Zeit braucht, als wenn ich es über einen Verlag versuchen würde. Aber es gibt eben immer etwas zu tun. Ich habe keine Wartezeiten und vor allem lerne ich ständig dazu. Das macht für mich den Reiz aus. Der größte Zeitfresser ist definitiv das Marketing. Aber auch hier merken Verlagsautoren und Autorinnen ja inzwischen, dass sie selbst tätig werden müssen. Dienstleister habe ich für Lektorat, Korrektorat und Cover.

Lea: Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Aspekte beim Selfpublishing? 

Kassia: Mach es niemals ohne Lektorat. Das ist wirklich der wichtigste Punkt, gleichzeitig ist es der teuerste. Ein Korrektorat kann vielleicht ein befreundeter Deutschlehrer machen. Da muss man abwägen, wie das eigene Budget aussieht, denn Selfpublishing ist nicht billig. Den Buchsatz mache ich mit dem Programm Vellum. Leider gibt es das nur für Mac. Windows User müssen da auf andere Programme ausweichen. Bei Buchcovern rate ich zu Premades. Die gibt es schon günstiger. Es schadet auf keinen Fall, sich frühzeitig ins Marketing einzuarbeiten. Das fällt auch mir immer noch schwer, aber von allein verkauft sich ein Buch nicht.

Und dann vergesst auf keinen Fall zu netzwerken. Selfpublishing ist nichts für Einzelkämpfer.

Lea: Hast du vorher eine Zielgruppenanalyse gemacht?

Kassia: Ja, wobei sich das manchmal wie Stochern im Nebel anfühlt. Man erstellt eine Wunschleserin und stellt dann plötzlich fest, dass viel ältere Leserinnen den Roman lesen.

Lea:  Nutzt du diese Erkenntnisse schon beim Schreiben oder eher erst ab dem Moment, ab dem du mit der Werbung einsteigst?

Kassia: Ich schreibe nicht gezielt für den Markt, sondern die Geschichten, die mir am Herzen liegen. Und ich denke, nur weil noch immer Bad Boy Romance angesagt ist oder die LGBTQ Themen immer stärker kommen, muss sich das auch gar nicht ausschließen. Meine Wunschleserin mit Anfang/Mitte 30 gibt es ja trotzdem noch. Ebenso gibt es die, die eben keine expliziten Szenen lesen möchte. An diese Leserin und ihre Themen versuche ich mich zu wenden. Das fängt bei Brandingfarben an und geht weiter mit den Themen für Blogbeiträge und Social Media.

Lea: Inwiefern helfen dir die Erkenntnisse aus der Zielgruppenanalyse bei der Werbung für deine Romane?

Kassia: Das wird mir jetzt ganz aktuell helfen, denn seit 2023 habe ich auch einen Blog, der sich allmählich mit Themen rund um Freundschaft, Liebe, Beziehung und natürlich der Fiktion davon füllen wird. Dabei wird es z. B. auch um toxische Beziehungsmuster und Spice im Romancebereich gehen.

Lea: Du bist bei Insta, Facebook, Threads und Pinterest und hast eine eigene Webseite. Ab welchem Zeitpunkt hast du damit angefangen?

Kassia: Viel zu spät. Ich hatte mich im Dezember 2021 auf Instagram angemeldet und im Februar 22 erschien mein Debüt „Emma & Caden“. Und das, obwohl ich es besser wusste. Aber ich hatte mich nicht in die Sichtbarkeit getraut. Auch hier musste ich erst reinwachsen und mutiger werden. Inzwischen poste ich meistens 3 – 4 mal in der Woche.

Lea: Du hast zwei Leserunden bei Lovelybooks durchgeführt. Welche Erfahrungen hast du da gemacht? Hast du da vielleicht auch ein paar Tipps? 

Kassia: Obwohl ich nur E-Books verlost habe, hatte ich in der ersten Leserunde viele Bewerberinnen. Die Leserprofile kann man sich genau ansehen, wozu ich unbedingt raten würde. Wird das Genre überhaupt gelesen, wie wird im Schnitt bewertet oder gibt es eine Warnung wegen Unzuverlässigkeit? Die Leserunde habe ich sehr eng begleitet. Das kam gut an und darum geht es ja auch. Zu denken, man könne eine Leserunde einstellen und sich dann quasi unsichtbar machen, ist meiner Meinung nach falsch. Man muss offen bleiben und sich auch kritischen Nachfragen stellen, ohne sich dabei zu rechtfertigen. Am Ende hatte ich von allen Teilnehmerinnen positives Feedback bekommen und es entstand sogar die Idee für eine Kurzgeschichte, die es exklusiv im Newsletter gibt.

Die zweite Leserunde im November lief weniger gut. Ich hatte nur wenige Bewerbungen und die Ausfallquote lag bei 50 %. Auch die Aussicht am Ende der Leserunde noch ein Print zu gewinnen, konnte daran nichts ändern. Eventuell lag es am Zeitpunkt. Mit Printexemplaren ist das Interesse in der Regel höher, die kosten aber entsprechend.

Leider hat Lovelybooks im Januar angekündigt, zukünftig von den Autoren Geld für Leserunden zu verlangen. Ich finde das sehr schade und so entstand gemeinsam mit Lea die Idee, ein eigenes Forum für Leserunden aufzubauen, in dem Leserunden kostenlos durchgeführt werden und Leser mit Autoren zusammenkommen und sich austauschen können.

Lea: Nutzt du Amazon-Adds oder Newsletter-Werbung? 

Kassia: Ich nutze Amazon Adds relativ zeitnah zur Veröffentlichung, konnte die aber nie gewinnbringend schalten. Es bringt aber auf jeden Fall mehr Sichtbarkeit. Wirklich gut funktioniert Newsletter-Werbung bei Buchdeals und ähnlichen Anbietern.

Lea: Der neue Roman „Das Glück kommt auf zwei Pfoten“ ist eine berührende Geschichte um ein Paar, das darum kämpft, seine Vergangenheit loszulassen und eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Das klingt nach einer tiefgründigen Geschichte. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Kassia: Die Geschichte kam eher zu mir. Es ist ja der 2. Teil einer Buchreihe, allerdings hatte ich gar nicht die Absicht eine Reihe zu schreiben, bis sich eine Nebenfigur noch während der Überarbeitung in den Vordergrund schob. Ich wusste, Michi würde nie Ruhe geben, bevor ich seine Geschichte nicht erzählt hätte.

Lea: Wo findest du die Figuren? Wie entwickelst du sie? 

Kassia: Offenbar finden sie mich. Michi saß einfach in meinem Wohnzimmer und ich fragte ihn, warum er eigentlich so rotzig ist. Anscheinend war er mit seiner Nebenrolle unzufrieden und wir haben uns unterhalten. Ich stellte viele Fragen und ja, da sollte die Familie nicht unbedingt dabei sein, sonst wird es schnell seltsam. 😉 Aber so entwickelt es sich. Ich lerne einen Fremden kennen und am Ende des Romans sind wir sehr vertraut. Es braucht Zeit und während des Schreibens überraschen sie mich manchmal. Die wenigsten Dinge davon schreibe ich tatsächlich auf. Ich führe keine dieser endlosen Listen, von denen man während des Schreibens fast alles wieder vergisst.

Lea: Wann dürfen wir uns auf deinen nächsten Roman freuen?

Kassia: Aktuell schreibe ich am Abschlussband der Black Forest Reihe. Ich hoffe sehr, dass ich ihn noch 2024 veröffentlichen kann. Und Ende September erscheint ein Weihnachtsroman, den ich bereits im November geschrieben habe.