Heidi Troi: Vielschreiberin und Marketingexperte

Heidi Troi hat ihren Autorenkurs in der Romanschmiede 2016 abgeschlossen und seither eine wahre Flut von Krimis, Liebesromanen und Kinderbücher geschrieben und das sowohl in Verlagen als auch im Selfpublishing. Und sie weiß, wie man Bücher verkauft! Lies hier alles über ihre Marketingstrategien!

Lea: Liebe Heidi, 2016 hast du das Autorenjahr der Romanschmiede abgeschlossen – und seither so viele Bücher veröffentlicht, dass ich mit dem Zählen gar nicht mehr hinterherkomme. Und gleich von Anfang an lief es ja schon so super: Du hast einen meiner Agenturen-Kontakte nutzen können, im Handumdrehen einen der begehrten Agenturverträge bekommen und dank ihr, wenn ich mich recht erinnere, einen Zwei-Buch- Vertrag bekommen. Das war natürlich ein rasanter Start. Hast du damit gerechnet, dass das so prompt losgeht?
Heidi: Überhaupt nicht. Möglicherweise hatte ich immer eine kleine Hoffnung, so wie vielleicht jeder hofft, mit seinem Buch den großen Durchbruch zu machen. Aber im fernen Jahr 2016 bestand ich vor allem aus Selbstzweifeln. Ist das gut genug, was ich da schreibe? Kann ich mich damit der Öffentlichkeit stellen? Will ich mich der Kritik aussetzen? Und dann wieder von vorne: Ist das wirklich gut genug? Ich denke, wenn du nicht gewesen wärst – und auch die aufbauenden Rückmeldungen meiner Kursgruppe – hätte ich den Schritt in die Öffentlichkeit nie gewagt.

Lea: Außerdem springst du beim Schreiben quer durch alle Genre: Krimi, Liebesroman, Kinderbücher … Was schreibst du am liebsten? Veröffentlichst du immer unter dem gleichen Namen?
Heidi: Ja, trotz aller Ratschläge, die ich von verschiedenen Seiten bekommen habe, springe ich beim Schreiben durch alle Genres. Ich brauche das, genau wie ich auch beim Lesen querbeet lese. Ich möchte mich immer neu ausprobieren und herausfordern. Das tue ich unter anderem, indem ich versuche, den Regeln anderer Genres auf die Spur zu kommen.
Ich schreibe am liebsten das, worauf ich gerade Lust habe. Durch die Liebesroman-Reihe, die gerade im Empire-Verlag erscheint, liegt der Schwerpunkt gerade auf Romance. Die meisten Bücher erscheinen unter dem Nachnamen meines Ehemanns, also unter Heidi Troi.
Mein Mädchenname lautet Heidi Campidell. Daraus habe ich das Pseudonym gebastelt, unter dem meine Krimis aus England erscheinen (die Lektorin dazu, Antje Backwinkel, stammt übrigens auch aus deiner Schule): T.H. Campbell. Der Grund dafür war, dass der Verlagsleiter diese Krimis ursprünglich auch ins Englische übersetzen lassen wollte und da wollte ich gleich mit einem englischen Namen starten. Mal sehen, ob daraus noch etwas wird.

»Der Höller hat sein letztes Glas Wein gehabt. So viel steht jedenfalls fest. Nur, warum er hat sterben müssen, sollte wer rausfinden. Wenn möglich, schnell.«
Lorenz Lovis wächst wieder einmal die Arbeit über den Kopf. Zwischen Weinlese und Törggelebetrieb bleibt ihm kaum Zeit zum Luftholen, da wendet sich ausgerechnet sein Erzfeind von Stadler hilfesuchend an ihn. In seiner preisgekrönten Kellerei wurde Kellermeister Manfred Höller tot aufgefunden. So einiges deutet darauf hin, dass von Stadler selbst seine Finger im Spiel hat. Wollte er mit seiner Tat verhindern, dass Höller ihn verlässt und das ein oder andere Geheimnis mitnimmt? Oder steckt ein verbitterter Angestellter hinter der Tat? Lorenz Lovis ermittelt. Zwischen Rebstöcken und dunklen Kellergewölben steht nicht nur ein edler Tropfen auf dem Spiel, sondern es kommen auch düstere Geheimnisse ans Tageslicht.

Lea: Worauf legst du besonders Wert beim Selfpublishing?
Heidi: Beim Selfpublishing sollte man sich immer vor Augen halten, dass dein Buch mit einem anderen Maß gemessen wird als ein Verlagsbuch. Beim ersten Fehler heißt es „Ah, ja!
Das ist Selfpublishing.“ Das hat vielleicht ein bisschen mit der Geschichte des Selfpublishing zu tun, wo nicht lektorierte Texte voller Fehler auf den Markt geschmissen wurden.
Inzwischen muss ich ganz ehrlich sagen, dass die meisten SPler, die ich kenne, noch mehr auf Qualität achten – vielleicht genau aus dem oben genannten Grund. Auch ich lege Wert darauf, dass das Buch „in Ordnung“ ist. Ich suche mir Lektoren, mit denen ich gut zusammenarbeiten kann und bei denen ich weiß, dass sie mir nicht alles durchlassen, und ich leiste mir ein Korrektorat. Auch beim Cover gebe ich inzwischen sehr  viel mehr Geld aus als zu Beginn. Wer sich fürs Selfpublishing entscheidet, muss Geld in die
Hand nehmen, auch wenn’s weh tut. Schlechte Qualität macht sich nicht bezahlt.

Campell

Heidi Troi

Tote Hunde weckt man nicht
Eigentlich will Sara im beschaulichen Sidbury an der englischen Jurassic Coast nur einen Cold Case lösen – einen Unfall mit Fahrerflucht, bei dem der Ehemann ihrer Nachbarin ums Leben gekommen ist. Doch dann wird die Sekretärin des Dorfamtes entführt und wenig später tot im Dartmoor aufgefunden. Sara, Miss Spinster und Bobby Bobby werden in die Ermittlungen hineingezogen. Geisterhafte Lichter, ein Unsichtbarer, der nachts um Saras Haus schleicht, unterirdische Gänge und Steinkreise aus längst vergangenen Zeiten halten Sara und ihre Freunde auf Trab und sie begeben sich wieder in Gefahr. Denn eines ist sicher: Tote Hunde weckt man nicht.
Buch kaufen

Lea: Eine deiner Stärken ist auch deine starke Präsenz im Internet, in den Social Media. Hast du da ein paar Tipps für meine Autoren?
Heidi: Social-Media-Arbeit ist Arbeit und beansprucht viel Zeit. Es geht nicht darum, dass du ein Bild von deinem Buch nach dem anderen postest und auch nicht darum, dass du dein Privatleben teilst. Man muss interagieren, dich für das interessieren, was andere machen. Freut euch mit am Erfolg anderer Autoren, postet auch mal eine eigene Rezension oder unterstützt Kolleginnen beim Cover-Flashmob. Tja, alles andere kann man in Social-Media- Kursen lernen, die ja überall angeboten werden.

Traut euch einfach, neue Plattformen auszuprobieren. Anfangs fühlt man sich überall unwohl und weiß nicht, was funktioniert und wie die Gesetzmäßigkeiten sind, aber man kann sich überall einarbeiten.
Und wichtig: Die Leute wollen euer Gesicht sehen. Ich bin echt nicht jemand, der sich schön findet – im Gegenteil. Ich bin stark übergewichtig, mein Gesicht sieht auch nicht mehr aus wie das einer Zwanzigjährigen, aber trotzdem zeige ich mich. Die Leute bauen eine Bindung zu einem Gesicht auf und nicht zu einem Buchcover. Das solltet ihr euch vor Augen halten.
Gleich wichtig wie Social Media ist übrigens ein Newsletter. Ich habe inzwischen etwa fünfhundert Menschen, die meinen Newsletter abonniert haben. Das sind Menschen, die kein Algorithmus wegkickt und die mir erhalten bleiben, wenn mein Social-Media-Account gesperrt wird – was tatsächlich vielen meiner Kolleginnen bereits passiert ist. Es dauert, so etwas aufzubauen, aber es ist wichtig.

Zum Limoncello eine Leiche

Ein Fall für Bianca Rossi 1 

Marescialla Bianca Rossi wird zu einem Fall am Gardasee abkommandiert. Giulia, die Millionenerbin der Familie Facchetti, ist verschwunden. Alles deutet auf Entführung hin, doch der Entführer lässt nichts von sich hören und die Zeit drängt. Die öffentliche Bekanntgabe der Verlobung zwischen Giulia Facchetti und Benedetto Paris steht nämlich kurz bevor.
Dann wird ein Boot ans Ufer des Gardasees gespült, in dem sich zwei Männerleichen befinden. Einer der Toten ist der Geschäftsführer der Facchetti-Group und Giulias Pate.
Bianca Rossi stürzt sich in die Ermittlungen. Doch der ihr zugeteilte Beamte Ugo Lorenzini stiftet mehr Verwirrung, als dass er ihr assistiert und dann sind da noch Biancas eigene Dämonen, gegen die sie kämpfen muss.
Ein süß-saurer Krimi wie Limoncello.

Lea: Du weißt ja, dass ich meinen Autoren immer etwas von der „täglichen Seite“ predige. Wie wichtig findest du diese tägliche Seite?
Heidi: Diese tägliche Seite ist mir zum Verhängnis geworden, liebe Lea! Ich habe sie nämlich auch nach meinem Autorenkurs beibehalten. Täglich eine Seite – und meistens bleibt es dann eh nicht dabei – bedeutet, dass man an einem Werk dranbleibt. Und dass dieses Werk auch irgendwann mal fertig ist. Und dann muss man ja mit einem neuen Werk beginnen, sonst hat man ja die tägliche Seite nicht geschrieben … Hast du eine Ahnung, wie viel da im Laufe eines Jahres zusammenkommt? Spaß beiseite, aber die Wahrheit bleibt. Dieses tägliche Schreiben habe ich tatsächlich beibehalten und es ist so wichtig für mich geworden, dass mein Mann, wenn ich irgendwann im Laufe des Tages ungeduldig werde, mich fragt, ob ich heute vielleicht noch nicht geschrieben habe …
Durch die tägliche Seite bleibe ich im Fluss und die Geschichte arbeitet in meinem Kopf weiter. Inzwischen brauche ich sie mindestens genauso wie meine tägliche Lesestunde am Abend vor dem Schlafengehen …

Lea: Am das kann auch gleich starten wirst du im LeserundenForum der Romanschmiede eine Leserunde abhalten. Zu welchem Buch geht diese Runde? Verrätst du uns schon ein bisschen mehr?
Heidi: Es geht um das Buch „Zum Limoncello eine Leiche“ übrigens ist da auch eine deiner Schülerinnen involviert, denn Steffi Stoltenberg hat das Lektorat über. Die Carabinieri- Marescialla Bianca Rossi wird an den Gardasee beordert, um dort einen Vermisstenfall aufzuklären. Die Millionenerbin Giulia Facchetti ist verschwunden, was vor allem deshalb blöd ist, weil ihre offizielle Verlobungsfeier mit Benedetto Paris ansteht und damit die Fusion von zwei großen Unternehmen. Bianca Rossi stürzt sich in die Ermittlungen. Doch der ihr zugeteilte Beamte Ugo Lorenzini stiftet mehr Verwirrung, als dass er ihr assistiert und dann
sind da noch Biancas eigene Dämonen, gegen die sie kämpfen muss.
„Zum Limoncello eine Leiche“ ist ein Cozy Crime mit Zitronenduft – also süß-sauer, wenn man so will und natürlich absolut lesenswert 😉

Lea: Welche Vorteile haben Leserunden für Leser – und für Autoren?
Heidi: Für Leser ist der Vorteil ganz sicher im direkten Kontakt mit den Autoren. Dass sie ein E-Book kostenlos erhalten, erwähne ich jetzt mal nicht. Wenn sie es zum Einführungspreis von 0,99 Euro kaufen, ist das ja auch so gut wie kostenlos. Durch die Diskussion in der Gruppe hat man die Chance, manches noch einmal zu überdenken. Man kann nachfragen, wenn es Themen gibt, die einen interessieren und ich finde es sowieso immer schön, mit Gleichgesinnten über ein Buch zu diskutieren.
Für die Autoren liegt der Vorteil darin, dass man den direkten Kontakt zu den Lesern hat.
Und natürlich liegt ein Vorteil auch in den Rezensionen, die dann von den Teilnehmer: innen der Leserunde gepostet werden (sollten).

Lea: Feminizid ist ein wichtiges Thema für deine Krimis. Warum liegt dir gerade dieses Thema so am Herzen?
Heidi: Ich denke, dass das vor allem mit diesem Buch zu tun hat, und zwar genauer gesagt
mit einer Ablehnung.
Geschrieben habe ich das ja im Lockdown anlässlich eines Wettbewerbs eines großen Publikumsverlags. Das Buch kam bis in die Shortlist, dann jedoch nicht mehr weiter und so bat ich meine Agentin, es zu vermitteln. Sie versuchte es bei dem Verlag, bei dem ich schon zu Hause war, und es wurde abgelehnt mit der Begründung, dass Feminizid, was in dem Krimi eigentlich nur am Rande eine Rolle spielt, kein Thema für den deutschen Leser sei. Ein paar Tage drauf fiel mir ein Artikel ins Auge, dass auch in Deutschland die Zahlen von Frauenmorden nicht viel besser waren als in Italien. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hände eines nahen Angehörigen, meistens des Ehemanns oder festen Freundes. Ich kann gut mit Ablehnung umgehen, aber offenbar nicht wirklich gut mit Ignoranz und so verstaute ich zwar diesen Krimi in meiner digitalen Schublade, aber nicht das Thema. Gewalt gegen Frauen spielt tatsächlich in einigen meiner Bücher eine Rolle. In meinem Nachwort zum Limoncello-Krimi sage ich: Bücher können die Welt nicht heilen, aber sie können aufzeigen, woran sie erkrankt ist.

Lea: Und zum Abschluss wollen wir natürlich noch wissen, welche Buch du jetzt gerade schreibst!
Heidi: Gerade schreibe ich am letzten Teil der Sweet-Valentine-Reihe – mit einem lachenden und einem weinenden Auge übrigens. Ich habe das fiktive Städtchen, in dem auch alle meine Blogger:innen zu Hause sind, so liebgewonnen, dass es mir ganz sicher fehlen wird.
Aber gleichzeitig bin ich stolz drauf, dass ich das wirklich durchgezogen habe. Zehn Bücher am Stück mit immer nur einem Monat Zeit dazwischen zu veröffentlichen, das ist eine ganz ordentliche Herausforderung gewesen.
Tja, und während ich schreibe, plotte ich auch schon den nächsten Band meines Brixenkrimis und tüftle an Band fünf des Krimis aus England. Langweilig wird es nie …