Susanne Fletemeyer
Lea: Liebe Susanne, du hast gerade deinen ersten Roman – „Finde mich! – Glück in kleinen Dosen“ bei Amazon Publishing – veröffentlicht. Was für ein Gefühl ist das?
Susanne: Natürlich ist es ein großartiges Gefühl, nach langem Hoffen und Warten, endlich das eigene „Baby“ in der Hand zu halten. Vor allem freue ich mich über die vielen tollen und positiven Rückmeldungen, die ich seit dem Erscheinen bekommen habe.
Lea: Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Roman zu schreiben?
Susanne: Die erste Idee zum Roman kam mir bei einer Schreibübung. Es sollte eine besonders spannende Szene werden, und weil man ja gerne über etwas schreibt, das man kennt, habe ich einen Ich-Erzähler auf Geocaching-Tour geschickt. Danach fielen mir immer mehr amüsante Situationen ein, in die man bei der GPS-Schatzsuche geraten kann. Diese mit einer Liebesgeschichte zu verweben, fand ich reizvoll. Dann tauchte Jaro auf, mit all seinen Macken und Eigenheiten, und ich wusste sofort, dass dieser liebenswerte Chaot mein Hauptdarsteller werden sollte. Der Rest hat sich quasi aus der Figur heraus entwickelt.
Lea: Die meisten Liebesromane haben eine Frau als Protagonisten – bei dir ist es ein Mann. Warum?
Susanne: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt überhaupt keine Gedanken gemacht! Jaro war einfach da, ich fand ihn interessant und wollte seine Geschichte aufschreiben. Es ist ja auch kein klassischer Herz-Schmerz-Liebesroman geworden. Klar wäre es im Nachhinein an manchen Stellen einfacher gewesen, aus weiblicher Perspektive zu schreiben – wenn es etwa um die männliche Gefühlswelt ging. Aber es war auch eine Herausforderung. Zudem schreiben ja auch andere Autorinnen aus männlicher Perspektive (Rita Falk, J. K. Rowling oder Rebecca Gablé, um nur einige zu nennen). Umgekehrt gibt es jede Menge Autoren, die aus weiblicher Sicht schreiben (zum Beispiel Markus Zusak, Nick Hornby oder Stephen King).
Lea: Eine meiner Lieblingsfiguren im Roman ist Said. Gibt es für ihn eine lebendige Vorlage oder wie bist du gerade auf ihn gekommen?
Susanne: Bei dieser Figur hatte ich tatsächlich jemanden vor Augen, den ich einmal kannte. So hatte ich beim Schreiben etwa genau im Ohr, wie Said reden sollte. Vielleicht kommt er deshalb auch so lebendig rüber – auch wenn es sonst eigentlich nicht viele Übereinstimmungen gibt. Ein Erlebnis mit ihm, habe ich allerdings in den Roman übernommen: Bei einem Umzug hat er sich mal einen Kühlschrank auf den Kopf gehievt und dann in den dritten Stock hochgetragen …
Lea: Überarbeiten – das leidige Thema für viele Autoren. Wie oft überarbeitest du deine Texte? Wem gibst du die Texte zum Gegenlesen?
Susanne: Meistens überarbeite ich schon während des Schreibens und komme deswegen leider nur langsam voran. Danach formuliere ich dauernd um, verschiebe ganze Szenen oder werfe sie wieder über den Haufen. Oft hilft es, einen Text mit etwas Abstand zu betrachten, was bedeutet: erstmal ein paar Wochen liegen lassen. Danach bekommt man einen anderen Blick auf das eigene Geschreibsel. Wie oft ich überarbeite, kann ich gar nicht beziffern, aber fünf bis sechs Mal mindestens. Viel hilft mir auch die Szenendiskussion im Forum. Da tummeln sich tolle Leute, die sich nicht scheuen, eine Szene auch mal zu zerreißen. Wenn man sich davon erholt hat, und sich auf die Kritik einlassen kann, dann wird jede Szene nach dem Überarbeiten garantiert besser. Bei dem Manuskript von „Finde mich!“ hatte ich am Ende außerdem ganz tolle Testleserinnen.
Lea: Auch das Thema Agentur, Verlag oder Self-Publishing sind wichtige Autorenthemen. Was würdest du Anfängern raten? Den direkten Weg zum Verlag – oder erst eine gute Agentur suchen? Was hältst du von Self-Publishing? Wie bist du vorgegangen?
Susanne: Man hört ja immer wieder, dass man als unbekannter Autor bei vielen Verlagen so gut wie keine Chance hat. – Ich fürchte das ist wahr. Auch habe ich gelernt, dass Verlage eher geneigt sind, sich Angebote von Agenturen anzusehen. Daher würde ich Anfängern raten, sich eine seriöse Agentur zu suchen – was aus meiner Erfahrung aber auch nicht gerade einfach ist. Ich hatte das Glück, eine Agentur für mein Projekt begeistern zu können, die mich bei der Suche nach einem Verlag und später dann bei den Vertragsverhandlungen unterstützt hat.
Aber auch als Self-Publisher kann man erfolgreich sein, wenn man bereit ist, sehr viel Eigenleistung zu erbringen (etwa für ein vernünftiges Lektorat) und jede Menge Energie in die Selbstvermarktung zu investieren. Welcher Weg für einen Autor der Richtige ist, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist jedenfalls, dass viele gute Geschichten in irgendeiner Schublade versauern, nur weil sie vielleicht gerade nicht ins Programm passen oder nicht eindeutig einem Genre zugeordnet werden können. Dann ist Self-Publishing doch eine prima Alternative.
Lea: Wie würdest du deine Entwicklung als Autorin beschreiben? Hast du jemals ein Schreibseminar besucht? Wenn ja, wie hat dir das weitergeholfen?
Susanne: Was für eine Frage! Ohne das Online-Autorenseminar einer gewissen Lea Korte hätte es „Finde mich!“ schließlich nie gegeben. 😉 Witzig ist, dass ich rein zufällig in den Kurs reingerutscht bin, weil ich bei deinem Schreibwettbewerb mitgemacht und einen Probemonat gewonnen hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Kinderbuch „Jaskar und der Weihnachtsengel“ bereits in Eigenregie veröffentlicht und spielte mit dem Gedanken, einen Roman für Erwachsene zu schreiben. Doch dafür fehlte mir schlicht das Handwerk. Wie man einen Roman von der Idee bis zum fertigen Plot mitsamt Figuren und Spannungsbögen entwickelt, das habe ich in dem Kurs gelernt und dann auch bei Finde Mich! umsetzen können.
Lea: Wie schnell ist es dir gelungen, deinen ersten Roman bei einem Verlag unterzubringen? Hast du von Anfang an gewusst, dass du es „schaffen“ wirst, oder gab es auch Momente, in denen du an dir gezweifelt hast?
Susanne: Man braucht Geduld, Durchhaltevermögen und das gewisse Quäntchen Glück. Von der ersten Bewerbung bei einer Agentur bis zur Veröffentlichung von „Finde mich!“ sind dann auch mehr als zwei Jahre vergangen. Und natürlich gab es Momente, etwa wenn wieder eine Absage in meinem Postfach lag, wo ich daran gezweifelt habe, dass ich es überhaupt schaffen kann. Aber letztendlich hat sich das Warten gelohnt.
Lea: An was schreibst du derzeit?
Susanne: Derzeit schreibe ich an einer humorvollen Liebesgeschichte – wieder mit männlichem Protagonisten, aber ohne Geocaching-Komponente. Wer „Finde mich!“ gelesen hat, wird einige Figuren wiedererkennen – insbesondere meinen Publikumsliebling Said. Den habe ich selbst auch so sehr ins Herz geschlossen, dass er unbedingt wieder eine Rolle spielen soll.