Erika Weigele - Historische Romane (Gmeiner Verlag)

Der Roman “Der Buchmaler von Zürich” von Erika Weigele ist im Gmeiner Verlag erschienen. Wie viele Autoren in den Interviews hat auch sie ihr Projekt im Autorenjahr der Romanschmiede erarbeitet. Ihre Antworten sollen dir dabei helfen, mit deinem Romanprojekt voranzukommen.

* Mindset * Motivation * Recherche * Verlagssuche *

Lea: Wie lange hast du schon von diesem Romanprojekt geträumt?

Erika: Der Wunsch, einen Roman zu schreiben, ist bei mir erst sehr spät erwacht – das war kurz vor meinem 50. Geburtstag auf einer Autorenlesung, da hast du bei uns im Westerwald deinen Roman „Die Maurin“ vorgestellt und bei der Gelegenheit erwähnt, dass du einen Online-Autorenkurs als mehrmonatiges Fernstudium anbietest – den habe ich mir dann selbst zum Geburtstag geschenkt und im Zuge dessen ist auch die Romanidee entstanden.

Lea: Und wie lange hast du gebraucht, um es umzusetzen?

Erika: Ewig. Zum einen habe ich einen anspruchsvollen Brotjob, zum anderen stecken hinter dem Buch jahrelange Recherchen. Für die ersten 70 Seiten habe ich zwei Jahre gebraucht, für die letzten 400 nur sechs Monate. Insgesamt 3-4 Jahre Schreibzeit für 800 Manuskriptseiten.

Lea: Was hat dir am meisten geholfen, um “dranzubleiben”?

Erika: Bewusste Schreibauszeiten, Urlaub mit dem Laptop oder Wochenend-Seminare zu bestimmten Schreib-Themen – das tat nicht nur meinem Schreiben gut, sondern war auch super fürs Networking.

Lea: Jetzt sind wir natürlich auf deinen Roman gespannt. Worum geht es in deinem Buch?

Erika: Es geht um den jungen Buchmaler Bertram, der als Findelkind am Grossmünster in Zürich aufgewachsen ist, sich dann unstandesgemäß verliebt und auf der Suche nach seiner Herkunft auch noch dem frischgebackenen König Rudolf I. von Habsburg in die Quere kommt.

Lea: Wie kamst du auf die Idee, gerade hierüber einen Roman zu schreiben?

Erika: Ich habe sozusagen mein Dissertationsthema wiederbelebt, damals habe ich über die Entstehung einer Bilderhandschrift aus dem 13.Jh. geforscht, jetzt in Romanform die Figuren hinter dieser Handschrift lebendig werden lassen.

Erika Weigele

Der Buchmaler von Zürich

Der Buchmaler von Zürich

Zürich 1273: Dem begnadeten Schreiber und Buchmaler Bertram steht eine glänzende Zukunft im Grossmünsterstift bevor. Doch als er sich in die hübsche Pergamentertochter Fides verliebt, die bereits einem anderen versprochen ist, gerät sein Leben aus den Fugen. Auch Bertrams Ziehvater, der berühmte Gelehrte Konrad von Mure, hat Bedenken ob der Verbindung. Denn auf Bertrams Herkunft ruht ein Geheimnis. Eine Reise zum Konzil in Lyon soll dieses Rätsel lösen, bringt aber nicht nur Bertram in Lebensgefahr.
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Lea: Ein historischer Roman – das bedeutet auch Recherche. Wie hast du recherchiert?

Erika: Ich hatte ja Dank meines Studiums und der Dissertation bereits eine Grundlage, auf der ich aufbauen konnte. Allerdings habe ich damals in München gelebt mit wissenschaftlichen Bibliotheken und Institutionen praktisch vor der Haustür – jetzt lebe ich in einem Städtchen im Westerwald ohne einen derartigen Luxus. Aber es gibt eine Stadtbücherei mit sehr hilfsbereiten Mitarbeitern, die mir jeden noch so abstrusen Titel per Fernleihe besorgt haben, außerdem habe ich viel online recherchiert (das Denkmalpflegeamt in Zürich ist sehr großzügig mit seinem Material), Unmengen an Fachliteratur antiquarisch erstanden und bin natürlich auch nach Zürich gereist und die Schauplätze abgelaufen.

Lea: Hat dir deine Ausbildung bei der Recherche helfen können?

Erika: Ja, auf jeden Fall, man hat eine Basis an Wissen und auch die Methodik des Recherchierens gehört zum Studienfach, außerdem hatte ich bereits in der Schule Latein, das war auch recht nützlich.

Lea: Wie organisiert man am besten eine so umfangreiche Recherche?

Erika: Vom Groben ins Feine – ich beginne bei Wikipedia und dem „Lexikon des Mittelalters“, dort findet man weiterführende Links / Literatur – bei der Fachliteratur gucke ich online, ob es eine Leseprobe gibt, die vielleicht schon alle Infos enthält, die man braucht oder ob es einen gratis Digisat gibt. Die Ergebnisse dann sinnvoll strukturiert ablegen, sonst findet man sie nie wieder! Außerdem google ich die Fachautoren, ob sie noch leben und an welchem Institut sie forschen, falls man mal ganz spezielle Fragen hat. Bücher, die ich ständig konsultieren muss, habe ich mir nach und nach gekauft, zum Beispiel Kunstdenkmäler-Reihen. Inzwischen habe ich für mein Genre eine umfangreiche Bibliothek daheim.

Lea: Was rätst du Autoren, die diesen beruflichen Hintergrund nicht haben?

Erika: Lesen, lesen und nochmal lesen – Dank des Internets ist es heute ja viel einfacher, an Informationen zu kommen. Sich an Universitäten oder Bibliotheken wenden. Ausstellungskataloge sind auch eine gute Quelle für Alltagsgegenstände aus diversen Epochen.

Lea: Wie schnell ist es dir gelungen, deinen ersten Roman bei einem Verlag unterzubringen?

Erika: Schneller als erwartet – ich war im Februar 2022 mit dem Manuskript fertig, dann habe ich noch zwei Monate an Exposé und Leseprobe gefeilt (dafür habe ich mir übrigens ein professionelles Coaching gegönnt) und mich ab April bei diversen Verlagen beworben. Ich hatte mich vorher informiert, welche Verlage überhaupt Bücher in meinem Genre verlegen und habe die dann gezielt angeschrieben. Insgesamt habe ich nur ca. sieben Verlage und zwei Agenturen angeschrieben – die Agenturen und vier Verlage haben überhaupt nicht geantwortet, drei Verlage haben aufgrund der Bewerbung das Gesamtmanuskript angefordert und vom Gmeiner Verlag kam im Herbst 22 die Nachricht, sie würden den Roman gerne im Herbstprogramm 2023 herausbringen, wenn ich bereit wäre, das Manuskript zu kürzen.

Da ist mir dann erst bewusst geworden, dass es ziemlich blauäugig war, mit einem 800-Seiten Debütroman auf Verlagssuche zu gehen. Zusammen mit der Verlagslektorin haben wir dann ca. 200 Seiten gekürzt und Anfang August 2023 ist der Roman dann erschienen. Mich hat gerade dieses Erscheinungsjahr sehr gefreut, denn im Oktober 2023 jährte sich die Habsburger Krönung, mit der mein Roman anfängt, zum 750. Mal – für mich also der perfekte Zeitpunkt.