Want und Need deines Protagonisten

Erschaffe Figuren, die deine Leser berühren!

Eine effektive Vorgehensweise, seine Figuren über den Roman hinweg aufzubauen und ihnen mehr Plastizität und Authentizität zu verleihen, ist dieses Verfahren: Wir bestimmen das „Defizit“, „Want“ und „Need“ unserer Figuren. Zugleich kann man damit recht einfach den Konflikt der Hauptperson(en) finden, und den brauchen wir, um sinnvoll an der Romanidee arbeiten zu können.

Was bedeutet das alles?

  • Das Defizit einer Figur ist das, was ihr „fehlt“.
  • Ihr Want ist das, was sie vordergründig möchte, um ihr Defizit zu füllen, es ist ihr Ziel, das, was sie denkt, was sie braucht.
  • Ihr Need ist, was sie wirklich braucht, um ihr Defizit zu füllen.

Ein Beispiel:

Die 45jährige Protagonistin leidet unter geringem Selbstbewusstsein und das noch mehr, als sie von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wird.

Defizit ist also: Sie fühlt sich wertlos, „alt“, weggeworfen und sieht keine Zukunft …

Want: Sie will ihren Mann zurückerobern. Würde sie dies schaffen, könnte sie sich wieder für „wertig“ halten.

Need – 1. Alternative:

Im Laufe des Romans wird sie erkennen, (wenn wir dies geschickt anstellen 😉), dass sie nicht mehr oder weniger wert ist, nur weil ihr Mann bei ihr bleibt oder sie verlässt, sondern dass sie unabhängig von ihm eine wertvolle Person ist. Sie braucht seine Anerkennung nicht, sie ist auch „jemand“ ohne ihn – und sie will dann auch nicht mehr in diese Beziehung zurück.

Need – 2. Alternative:

Ihr Mann hatte vielleicht sogar „Recht“: Sie hat sich in den letzten Jahren immer mehr aufgegeben, wurde zu einem Schatten ihrer selbst und war nicht mehr die Frau, in die er sich einst verliebt hat. Findet sie nun zu ihrer alten (inneren) Kraft zurück, kann auch ihre Beziehung wieder ins Lot kommen.

Bei beiden Varianten wird unsere Figur eine ziemliche Odyssee machen. Bei Variante A wird sie ihren Mann vielleicht tatsächlich zurückerobern (bis zur Mitte des Buches z.B.), aber letztlich erkennen, dass sie(!) in dieser Beziehung nie glücklich war und sie für sich etwas ganz anderes sucht und braucht und ihn dann verlassen. Sie erkennt, dass er ihr nie gutgetan hat, er sie gar bewusst kleingehalten und niedergemacht hat, damit er sich „wenigstens“ zu Hause groß und wichtig fühlen kann. Bei Variante B muss sie sich erst wiederfinden, um ihren Mann zurückerobern zu können.

Zwischen dem WANT und dem NEED gibt es in der Regel einen Kontrast, ein Missverhältnis, Widersprüchlichkeit … und daraus leitet sich der innere Konflikt unserer Figur ab.

Ein(e) Protagonist(in) MUSS einen solchen Konflikt haben, denn ohne inneren Konflikt ist sie nichts als eine Schablone ohne Inhalt – und solche „Pappfiguren“ nehmen den Leser natürlich nicht für sich ein. 😉

WICHTIG:

Der Leser will die Figur mit ihren Problemen erleben, sie daran leiden und WACHSEN sehen.

Es geht keinesfalls darum, die Figur mit möglichst vielen Problemen zu befrachten – frei nach dem Motto: „Viel hilft viel!“ und „Je ärmer die Figur dran ist, desto mehr wird der Leser sie lieben“ – sondern es geht darum, dass die Figur ein zentrales Problem hat, das dann zugleich auch den roten Faden des Romans darstellt. Sie kann schon noch ein paar „Problemchen“ drumherum haben, aber die sollten in Beziehung zu dem Hauptproblem stehen.

 

(Fotos: Copyright Canva)