Die Heldenreise
Unsterblich - wie jeder wahre Held! 😉
Die Heldenreise ist ein äußerst wirkungsvolles Mittel, um ebenso berührende wie unvergessliche Romane zu schreiben – und das schon seit Homers „Odyssee“!
Star Wars, Harry Potter, Vom Winde verweht, Der König der Löwen, Ein Mann namens Ove, Rocky, Die Tribute von Panem … Die meisten guten Romane und Filme basieren auf der Heldenreise. Die Heldenreise ist etwas, was auch jeder reale Mensch in seinem Leben (zum Teil mehrmals) durchläuft – und wenn sie gut ausgeht, haben wir uns weiterentwickelt.
Die Heldenreise beginnt – ganz grob – damit, dass unser Held (=Protagonist) durch ein aufwühlendes Ereignis aus seinem Alltagstrott herausgerissen wird und sich fortan mit den Folgen dieses Ereignisses herumschlagen muss. Zuerst hält der Held gar nichts davon, aktiv zu werden, zumal es in seinem Sessel herrlich bequem ist und Aufregungen zudem bekanntlich ungesund sind, aber dann legt eine schicksalsschwere (Autoren-)Hand noch einen Tick nach und zerrt dem armen Kerl ratzfatz den Sessel unter dem Hintern weg, sodass er dann endgültig keine Wahl mehr hat und nun doch aktiv werden MUSS. Sie treibt ihn (oder sie) über die sog. „Schwelle“.
Spätestens ab da wird die Geschichte spannend: Der Held marschiert los, bereit, sein Ziel sogar gegen mit Knüppeln oder Schwiegermuttergesichtern bewaffnete Widersacher zu verteidigen! Dabei erkennt er, dass es einen (oft genug in ihm selbst) verborgenen „Schatz“ zu heben gibt und kämpft noch entschlossener – aber die Widersacher auch!


Es kommt zum großen Heldenkampf, er muss seinen ganzen Mut zusammennehmen, sich erneut selbst überwinden, findet den „Schatz“ (einen realen oder inneres Wachstum oder …), und kann gestärkt und ein anderer geworden auf seinen Sessel zurück … oder sogar auf einen Thron! Und das Ganze oft genug Hand und Hand mit der Prinzessin, die er auf dem Weg zur neuen Selbsterkenntnis „ganz nebenbei“ ebenfalls erobert hat.
Links im Bild siehst du die Heldenreise am Beispiel des Films „Ein Mann namens Otto“ – bzw. des Romans „Ein Mann namens Ove“ von Frederik Backman.
Hier unten führe ich dir gleich detailliert vor, wie sich die Heldenreise im Roman aufbaut. Die Heldenreise gibt es zwar seit Homer – erforscht und für Autoren aufgearbeitet wurde sie aber v.a. von dem amerikanischen Mythologieprofessor Prof. Joseph Campbell („Der Heros in tausend Gestalten“) und von dem Drehbuchautor Christopher Vogler („Die Odyssee des Drehbuchschreibers“) .

Die Heldenreise
am Beispiel von
Ein Mann namens Ove/Otto
(weitere Infos: Klick auf die Bilder)


Ausgangspunkt: die gewohnte Welt des Helden.
Seit dem Tod seiner Frau ist Oves/Ottos (63) Leben sinnlos. Zwischenmenschliche Beziehungen bestehen nur noch darin, dass er Nachbarn gängelt. Sein größter Wunsch ist, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Der Held wird zum Abenteuer gerufen. .
Die Selbstmordversuche werden immer wieder durch die neu eingezogene Nachbarsfamilie gestört – für die er sich wider Willen immer mehr verantwortlich fühlt. Vor allem die hochschwangere Marisol weckt sein Mitgefühl (Helfersyndrom).

Diesem Ruf verweigert er sich zunächst.
Ove/Otto beschwert sich immer nachhaltiger, dass diese neue Nachbarsfamilie dermaßen in sein Leben dringt, er wehrt sich dagegen, wird immer knurriger. Er will sich umbringen, nicht helfen.

Der Mentor (oder die Mentorin oder ein anderer Auslöser) bringt ihn dazu, die Reise dennoch anzutreten. Ideal finde ich innere Reisen – weil die der Figur mehr Tiefe geben, eine innere Entwicklung in Gang setzen. Ganz wie es auch in diesem Roman/Filmbeispiel der Fall ist.
Marisol wird Oves/Ottos Mentorin. Sie lässt nicht locker, platzt immer wieder in sein Leben – sie findet nach und nach einen Weg zu seinem Herzen.

Der Held überschreitet die erste Schwelle, nach der es kein Zurück mehr gibt.
Ove/Otto sieht, was für ein katastrophaler Fahrer der Ehemann ist, weswegen er Marisol Fahrunterricht gibt – und immer mehr Zeit mit ihr verbringt.
Die Schwelle ist hier die Mauer, die er seit dem Tod seiner Frau um sein Herz gebaut hat … Von seinem Herzen werden wir noch mehr hören.

Bewährungsprobe – Verbündete und Feinde treten auf.
Je mehr er für die Familie tut, desto mehr fühlt er sich für sie verantwortlich und nimmt schließlich sogar eine streunende Katze auf.
Als er sich wieder einmal umbringen will, platzt ein Zeitungsträger ins Haus, ein früherer Schüler seiner Frau. Ove/Otto erfährt, dass der junge Mann kein Dach mehr über dem Kopf hat und nimmt ihn bei sich auf.
Feinde: die Vergangenheit. Die nicht überwundene Trauer. Ein Immobilienhai.

„Tiefste Höhle“: das größte Drama/Showdown/Kampf mit dem Gegner.
Ove/Otto erfährt, dass Nachbarn von einer großen Immobilienfirma aus ihrem Haus gedrängt werden sollen. Es droht eine Zwangsversteigerung. Er organisiert mit seinen Nachbarn Gegenmaßnahmen. Dabei wird ein ehemals bester Freund, mit dem er sich verfeindet hat, wieder zum Freund.

Entscheidende Konfrontation mit dem Gegner.
Bei dem Kampf wachsen Ove/Otto und seine neuen und alten Freunde immer mehr zusammen.

Belohnung des Helden/Bergen des „Schatzes“/des persönlichen Gewinns.
Ove/Otto fühlt sich wieder im Leben angekommen. Freude und Glück sind in sein Leben zurückgekehrt.

Rückweg – bis zur Auferstehung des Helden.
In der Regel: Rückkehr des Helden, aber er kommt als „neuer“ Mensch, hat sich entwickelt, ist gewachsen.
Oves/Ottos Herz fängt an, immer mehr Probleme zu bereiten. Er bereitet seinen letzten Weg vor.

Diese Auferstehung ist nötig, da er durch das Abenteuer zu einer neuen Persönlichkeit gereift ist.
Otto ist jetzt bereit zu gehen, er hat mit sich und seiner Umgebung Frieden geschlossen.

Der Held tritt mit dem Schatz/Elixier den Heimweg an.
Ove/Otto stirbt als glücklicher Mensch umgeben von seinen Freunden und seiner neuen „Familie“ und kann mit einem guten Gefühl zu seiner toten Frau „gehen“.
Wenn du wissen willst, wie du die Heldenreise am besten in deinen Plot „webst“, empfehle ich dir mein Webinar: „Plotten in Schichten“. Das ist das Webinar Nummer 11 auf meiner Webinar-Seite. Im Autorenjahr bearbeite ich die Heldenreise deines Protagonisten mit dir natürlich noch viel intensiver!
Wenn du weitere Fragen hast (gern auch zum Autorenjahr), schreib mich an: leakorte@leakorte.de